Ortenau und Elsass im Weihnachtsgewand
In der Ortenau wird die Weihnachtszeit eingeläutet und auch 30 Kilometer nordwestlich, auf der anderen Rheinseite, macht sich die elsässische Hauptstadt Straßburg weihnachtsfein. Die Tradition währt schon eine halbe Ewigkeit. Warum nicht badische und elsässische Weihnachten zusammenbringen? Das wäre für Touristen, aber auch für Einheimische ein großes Vergnügen. So wurde 2021 von der Tourismusabteilung des Landratsamtes Ortenaukreis gemeinsam mit der Stadt Straßburg (Ville et Eurométro-pole de Strasbourg) eine grenzüberschreitende Weihnachtskampagne ins Leben gerufen. Die Weihnachthauptstadt und der Ortenaukreis treten auf einer Website und teils in den sozialen Medien gemeinsam auf. „Mit den zahlreichen Weihnachtsmärkten, die links und rechts des Rheins stattfinden, haben wir ein gemeinsames kulturell und traditionell wertvolles Erbe vor der Haustür. Dort lassen sich viele Facetten der Adventszeit entdecken und es lohnt sich auch, das Angebot unserer Partner auf der anderen Rheinseite kennenzulernen“, sagt Sandra Bequier, Tourismusbeauftragte des Ortenaukreises.
Und zu entdecken gibt es vis-à-vis sehr viel! In Straßburg sind gleich elf Plätze für Verkaufsstände reserviert. Dort finden auch Konzerte und andere Veranstaltungen statt. „Besucher können in Straßburg Weihnachten erleben und gleichzeitig die wunderschöne Altstadt besichtigen“, erklärt Sebastian Saur und biegt auf den zentralen Kleber-Platz ein. Er ist Gästeführer im Elsass und studierter Historiker. Die Stadt Straßburg und ihre Geschichte kennt er wie seine Westentasche.
Was es hier alles Besonderes gibt? Na, auf dem Kleber-Platz zum Beispiel zieht die 30 Meter hohe Tanne alle Blicke auf sich. „Die Tanne kommt traditionell aus den Vogesen. Jedes Jahr wird eine neue Dekoration für den Tannenbaum entworfen. Eröffnet ist der Weihnachtsmarkt übrigens erst dann, wenn bei einem offiziellen Eröffnungsritual Ende November der Baum zum Leuchten gebracht wird“, erklärt unser Guide und weist darauf hin, dass die Baumdeko in anderen Jahrhunderten natürlich nicht im Jahresturnus neu entworfen worden sei. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts seien es rote, an Schnüren aufgehängte Äpfel gewesen, die den Baum zierten. Nach einer miserablen Apfelernte habe ein Straßburger Glasbläser schließlich den Einfall gehabt, dass handgefertigte Glaskugeln eine hübsche Alternative darstellen könnten …
Weiter geht’s entlang des Village du Partage auf dem Kleber-Platz, zu deutsch „Dorf des Teilens“, wo Hilfsorganisationen wie Greenpeace und Oxfam weihnachtliche Produkte verkaufen. Hier kann man seinen Glühwein bei den Pfadfindern trinken, der Erlös wird dann an gemeinnützige Projekte gespendet. Von jährlich insgesamt vier Millionen Touristen kommen zwei Millionen während des Weihnachtsmarktes nach Straßburg. 97 Prozent davon seien Franzosen, die nicht aus dem Elsass stammen: „Für die Franzosen aus dem Landesinneren ist die Weihnachtsmarktradition noch nicht geläufig. Es gibt zwar immer mehr Weihnachtsmärkte in ganz Frankreich, aber das Phänomen ist relativ neu. Die Märkte sind in gewisser Weise exotisch für die Franzosen.“ In den französischen Regionen hingegen, die an Deutschland angrenzen, hat sich die ursprünglich deutsche Tradition der Weihnachtsmärkte seit längerer Zeit etabliert – denn mal waren die Gebiete deutsch, mal französisch. So besteht der Straßburger „Christkindelsmärik“ zum Beispiel bereits seit dem Jahr 1570.