Tipps gegen den Winterblues

Gesundheitscoach Lidija Rottenecker rät Menschen mit Winterblues zu innerer Einkehr – auch draußen in der Natur

Text: Pascal Cames, Iris May · Fotos: Galina Ens

Sobald im Herbst das Tageslicht abnimmt, verfallen manche Menschen in eine trübe Stimmung und fühlen sich antriebslos. Damit sich der Herbst- und Winterblues erst gar nicht zur Depression entwickelt, gibt es Strategien. Eine der wichtigsten: sich verbinden, mit der Natur, wohlwollenden Menschen und sich selbst. „Ein Glück haben wir in unserer Region so viele schöne Flecken, an denen wir Winterlicht tanken oder einfach auch mal an die frische Luft gehen können“, sagt die ganzheitliche Gesundheitsberaterin Lidija Rottenecker aus Lahr-Reichenbach – und hat noch weitere Tipps.

Frau Rottenecker, haben Sie auch mal den Blues? 
Natürlich kenne ich solche schwermütigen Herbst- und Wintertage, an denen es mir nicht gut geht und ich am liebsten nicht aus dem Haus gehen will. 

Was tun Sie dann?
Zunächst geht es darum, sich darüber bewusst zu werden, was los ist. Warum habe ich ein bestimmtes Gefühl oder negative Gedanken? Nachdem ich mir Klarheit verschafft habe, heißt es, das bewusst anzugehen. Für mich zentral ist der Einklang von Seele, Geist und Körper. Man kann nicht nur einen Teil isoliert betrachten. 

Das bedeutet dann aktiv zu werden?
Jein. Jetzt kann es gut und hilfreich sein, aktiv zu sein, raus in die Natur zu gehen, zu wandern oder besondere Orte aufzusuchen. Aber es kann genauso effektiv sein, sich aus dem Alltag herauszunehmen und sich mit einer Tasse Tee und einem guten Buch auf die Couch zu legen. Ein Unwohlsein muss nicht gleich eine Krise bedeuten. So ein Gefühl darf auch mal sein. Da hat jeder andere Bedürfnisse. 

Da steckt aber mehr dahinter als nur chillen, oder?
Natürlich. Diese Herangehensweise  spricht das weibliche Yin an, das für Hingabe, Los-lassen, Entspannung und Ruhe, Kunst und Kultur steht. Und es hat viel mit der rechten Gehirnhälfte zu tun. Das ist der Bereich, der die sogenannten Soft Skills steuert, also die weichen Fähigkeiten wie Empathie und Intuition. 

Was wäre das Gegenteil?
Der Ehrgeiz, die Disziplin, die Leistung. In der chinesischen Philosophie wäre es das Yang-Prinzip. Das passt aber nicht unbedingt in die dunkle Jahreszeit, in der es naturgemäß darum geht, sich zurückzuziehen. 

Wohin gehen Sie, wenn Sie sich etwas Gutes tun wollen?
Einer meiner Lieblingsplätze ist tatsächlich mein Zuhause in Reichenbach, direkt an der Schutter. Ich liebe aber auch die Engelskanzel, einen Felsen, von dem aus man wunderbar über die Allerheiligen-Wasserfälle gucken kann. Oder ich treffe liebe Freunde. 

Was raten Sie den Menschen, denen es nicht gut geht?
Mein Ansatz ist ein ganzheitlicher. Nehmen wir zum Beispiel den Körper: Diesen kann man nicht ohne seine Organe betrachten. Wie schon Aristoteles sagte: Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. Es gibt immer Wechselwirkungen. Auch zwischen Seele, Geist und Körper. Wenn seelische Probleme ignoriert werden, kann sich das im Körper manifestieren. Das sollte man sich immer bewusst machen.

Das nennt man dann psychosomatisch? 
Genau. Viele Krankheiten sind oft ein Hinweis darauf, dass Körper, Geist und Seele nicht im Einklang sind. Sie können auch eine Botschaft der Seele sein. Etwas stimmt nicht. Das sollte man ernst nehmen und sich Hilfe holen.

Muss ich wissen, was ich will? 
Das wäre ein sehr wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Jeder Mensch, der unter Energiemangel leidet, sollte eine Standortbestimmung machen, sich fragen: Lebe ich in meinem Element? Was ist mein Lebenssinn? Was begeistert mich? Was nährt meine Seele? Wo bin ich in meiner Kraft? 

„Den Schlüssel zur Lösung eines Problems oder einer Krise findest du immer in dir“, steht auf Ihrer Website. Können Sie immer helfen, diesen Schlüssel zu finden?
Ich helfe Klienten aus der Verwicklung in die Entwicklung. Dafür habe ich verschiedene Methoden, durch die der Klient zu seiner Lösung  kommt. 

Was wäre ein mögliches Ziel?
Die innere Heimat. Denn dort finde ich Geborgenheit, Leichtigkeit, Lebensfreude und kann auch Kritik annehmen. Das gehört eben auch dazu. Bis jetzt konnte ich diese Entwicklung immer in Gang setzen, auch wenn es unterschiedlich lange dauert. 

Zur Person

Anderen Menschen zur Seite zu stehen, sieht Lidija Rottenecker (49) als ihre persönliche Berufung an. „Ich bin dem Ruf meiner inneren Stimme gefolgt“, sagt die Beraterin aus der südlichen Ortenau. Eines ihrer Vorbilder ist der österreichische Neurologe und Psychiater Viktor Frankl (1905–1997), der die Logotherapie und Existenzanalyse begründete. Lidija Rottenecker hat in Lahr-Reichenbach ihre Praxis.

www.planl-coach.de

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